Von Angela Berger – Kirchheim. Zufällig fielen die Genehmigung für den Transport der Castorbehälter durch das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) und ein schon länger geplanter Aktionstag auf dem Neckar in die selbe Woche. So kamen am späten Sonntagvormittag, 21. Mai, etwa 160 Menschen am Neckarufer in Kirchheim am Neckar zusammen, um zu Wasser und zu Lande gegen die bald anstehenden Atommüll-Transporte auf dem Fluss zu demonstrieren.
Mit 33 Kajaks, Kanus, Schlauchbooten, einer Stand-up-Paddlerin und vielen Enten in verschiedenen Ausführungen und Größen ging es der Fahrtroute der Castortransporte entgegen bis nach Lauffen am Neckar. Etwa 50 DemonstrantInnen folgten auf Fahrrädern auf der Neckarradstrecke dem bunten Protestzug auf dem Wasser. Streckenweise konnten die Boote und die Räder nebeneinander herfahren, meistens bestand Sichtkontakt.
Beaufsichtigt wurde der Zug sowohl auf dem Wasser als auch an Land von der Wasserschutzpolizei mit mehreren Booten beziehungsweise von drei Polizeiwagen mit jeweils zwei Beamten. Bei einem Zwischenstopp direkt beim AKW Neckarwestheim forderte das Bündnis erneut, die riskanten Transporte abzusagen. Dort konnte man auch am gegenüberliegenden Ufer das Hauptschubschiff „Edda“ und das Boot „Ronja“ sehen, das für die Wendemanöver und zum Anlegen gedacht ist.
Hohe Auflagen für Demo auf dem Neckar
Am Freibad in Lauffen wurde die Abschlusskundgebung abgehalten. Dort konnten sich die Paddler und Radfahrer bei schönstem Wetter mit Getränken und Kuchen stärken.
Die Auflagen für den Demonstrationszug waren sehr hoch, auch Rettungskräfte mussten vom Bündnis gestellt werden. Freundlicherweise hatte das der DLRG Lauffen ehrenamtlich übernommen. Ein bestimmter Abstand zum Ufer, Boote nur am linken Uferrand und nicht in der Fahrrinne, nur Fahrzeuge, die lenk- und manövrierfähig sein, kein Alkohol an Bord und kein Lärm im Naturschutzgebiet wegen der nistenden Vögel gehörten zu den weiteren Auflage.
Wann wie vorgesehen 342 Brennelemente von Obrigheim nach Neckarwestheim ins sogenannte „Zwischenlager“ transportiert werden, ist noch unklar. Klar ist, dass es sich um 15 Castor-Behälter handeln wird. Pro Transport sollen drei Castoren auf den Spezialschiffen untergebracht werden. Insgesamt ist mit mindestens fünf Transporten zu rechnen, genehmigt seien wohl acht Transporte.
Auch Gemeinde Neckarwestheim will Transporte verhindern
Sowohl bei der Beladung als auch beim Transport und beim Abladen der Behälter müsse damit gerechnet werden, dass „etwas schiefgeht“, sagte ein Aktivist. Ein Castor-Behälter wiegt etwa 100 Tonnen, hinzu kommen die Brennelemente mit etwa neun Tonnen.
Warum die Termine nicht genannt werden sollen, liegt auf der Hand. Die Reaktor-Betreibergesellschaft EnBW rechnet vermutlich mit Widerstand von Seiten der Transportgegner. Auch die Gemeinde Neckarwestheim möchte die Transporte nun doch verhindern. Trotz Aufforderung habe die Behörde die entsprechenden Antragsunterlagen nicht an die Gemeinde weitergegeben, sagte der Bürgermeister von Neckarwestheim Jochen Winkler in einem Interview mit dem SWR.
Blaue Kegel markieren Castortransporte
Beim Verwaltungsgericht in Berlin seien nun zweier Eilrechtsschutzanträge der Gemeinde Neckarwestheim eingegangen. Eine Entscheidung über die Eilanträge werde aber nicht vor Mitte Juni fallen, sagte ein Sprecher. Ob diese Anträge eine aufschiebende Wirkung haben werden, ist dabei noch völlig offen. Es ist damit zu rechnen, dass die Transporte noch vor der Reaktion des Gerichts beginnen.
Die EnBW plant, noch in dieser Woche mit den Transporten zu beginnen. Zu erkennen sind die Atommülltransporte nur durch zwei blaue 30 Zentimeter große Kegel jeweils am Heck und am Bug des Schiffes. Nachts wären die Transporte durch blaue Lichter gekennzeichnet. Die Sicherheitsstandards würden eingehalten. Fraglich ist, ob sie für diese gefährliche Fracht ausreichend sind und ob die Bevölkerung auch ausreichend über die Risiken aufgeklärt wurde.
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