Von Sahra Barkini – Stuttgart. Der Bus der säkularen Buskampagne der GBS (Giordano-Bruno-Stiftung) machte am Dienstag, 21. Mai, halt in Stuttgart. Bei ziemlich verregnetem Maiwetter informierten sich den Nachmittag über etwa 30 PassantInnen über die Anliegen der Kampagne.
Bereits vor zehn Jahren gab es eine ähnliche Buskampagne unter dem Motto „Gottlos glücklich“. Auch damals fuhr die GBS durch die Städte der Republik, um darauf aufmerksam zu machen, dass viele Millionen Menschen im Land ein freies Leben fernab der Religionen führen.
In den vergangenen Jahren änderte sich zwar das Bewusstsein der Öffentlichkeit, aber nicht die Stellung der Religionen im Staat. Der deutsche Staat finanziert weiterhin die katholischen und protestantischen Kirchen mit Milliardenbeträgen. Religiöse Feiertage und die aus ihnen resultierenden Gesetze wie das Tanzverbot zu Karfreitag (siehe hierzu „Kein Tanz ist illegal – selbst am Karfreitag„) schränken die Freiheit der BürgerInnen ein.
Aus diesem Grund startete die GBS die diesjährige Buskampagne „Schlussmachen jetzt!“. Sie fordert eine konsequente Trennung von Kirche und Staat unter Beachtung des Verfassungsgebots. Außerdem fordert die GBS die Ablösung der Staatsleistungen, denn 100 Jahre Verfassungsbruch seien mehr als genug.
Tour mit dem Doppeldecker-Bus
Die Bustour war am 4. Mai in Berlin gestartet und führte quer durch Deutschland. Der Abschluss war am 30. Mai in Berlin. Unter anderem in Berlin, Düsseldorf, Bochum und Stuttgart wurden als Zusatzpunkt Stadtrundfahrten im roten Doppeldecker-Kampagnenbus angeboten.
In Stuttgart lud der Pressesprecher der Regionalgruppe Stuttgart Christoph Houtman zu der Bustour ein. Zu Beginn der Rundfahrt sagte er entschuldigend: „Sie sehen am Wetter eine Schwäche unserer Bewegung. Mit den himmlischen Mächten sind wir von der GBS Stuttgart eben nicht im Bund.“
„Beim Tod endet jede Feindschaft“
Die Tour führte zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, und die ZuhörerInnen erfuhren allerlei Wissenswertes über die Stadt. Auch an Anekdoten und Insiderwissen wurde nicht gespart. Vom Schlossplatz aus fuhr die Gruppe über den Charlottenplatz hinauf zum Fernsehturm, den Houtman als „Bohnenstange mit aufgesetztem Bienenkorb“ vorstellte. Weiter ging es über Degerloch vorbei am Waldfriedhof und Dornhaldenfriedhof.
Dort erwähnte Christoph Houtman, dass hier die RAF-Mitglieder Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader bestattet wurden. Dies hatte der ehemalige Oberbürgermeister Manfred Rommel gegen große Widerstände durchgesetzt mit den Worten: „Irgendwo muss jede Feindschaft enden; und für mich endet sie in diesem Fall beim Tod.“
Einen halben Liter Rotwein für jeden Paienten
Weiter ging es Richtung Heslach. Hier blieb das Lilo-Hermann-Haus ebenso wenig unerwähnt wie das ehemalige Atelier von Konrad Kujau, dem Fälscher der Hitler Tagebücher. Dies würde wahrscheinlich bei einer konventionellen Stadtrundfahrt nicht thematisiert.
Die Gruppe fuhr weiter in den Westen vorbei am Lindenmuseum und Katharinenhospital. Dort erwähnte der Stadtführer, dass die Gründerin des Katharinenhospitals vorschlug, jeder frisch operierte Patient solle einen halben Liter Rotwein pro Tag bekommen. Der Rückweg führte die Gruppe am Hauptbahnhof vorbei über die Kulturmeile zurück zum Schlossplatz. Dort gab es die Möglichkeit, sich am Infotisch der Giordano-Bruno-Stiftung über weitere Aktionen zu informieren. Ein Gitarrenspieler machte gute Musik.
Geldhamster als Symbol für Verflechtungen
Am Schlossplatz war an diesem Tag auch der „Geldhamster“ aufgebaut. Er symbolisiert die finanziellen Verflechtungen zwischen Kirche und Staat und die finanziellen Zuwendungen, die die Kirche vom Staat erhält. Der „Geldhamster im Bischofskostüm“ ist eine Skulptur der GBS Rhein-Neckar, gebaut von ihrem Mitglied Bernd Kammermeier, der in verschiedenen Bereichen künstlerisch tätig war und ist.
Der Kampagnentag wurde abgerundet durch die Veranstaltung „Kirche – beste Geschäftsidee. Zum Marketing vor allem der katholischen Kirche“ mit Dr. Carsten Frerk im Kursaal in Cannstatt. Den Veranstaltern zufolge nahmen rund 60 BesucherInnen am Vortrag und der anschließenden Fragerunde teil.
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