Von Leuca Paal – Ulm. Mehr als 700 Menschen haben in Ulm am Freitag, 7. September, für Toleranz und gegen Rassismus demonstriert. Aufgerufen hatte die Linksjugend Solid Ulm, unterstützt durch die Linke Ulm und weiteren Gruppen. Anlass waren die rechten Aufmärsche und Ausschreitungen in Chemnitz sowie Hakenkreuz-Schmierereien im Ulmer Münster und an anderen Stellen in Ulm.
Rassistische Ausschreitungen in Chemnitz, Angriffe auf Ausländer und Journalisten, Hakenkreuz-Schmierereien, ein rechtsoffener Kreisverband der AfD Ulm/Alb-Donau und Aktionen der Identitären Bewegung. Dies waren Anlässe für die Linksjugend Ulm, um zu einer Demonstration gegen Rassismus aufzurufen. Die Auftaktkundgebung begann in der Fußgängerzone am Berblinger Brunnen. Angemeldet waren 100 TeilnehmerInnen, mehr als 700 kamen. Für die OrganistorInnen ein riesiger Erfolg, zumal sie nur wenige Tage Zeit für die Mobilisierung hatten.
Kein Fußbreit rechtsradikalem Gedankengut
Eva-Maria Glathe-Braun von der Ulmer Linkspartei kritisierte in ihrer Auftaktrede das gesamtgesellschaftliche Klima, das immer stärker nach rechts drifte und zu „Das wird man doch mal sagen dürfen“ rutsche. Hier dürfe man „null Toleranz“ zeigen. Glathe-Braun ging auch auf die Hakenkreuz-Schmierereien im Ulmer Münster ein. Sicherlich sei es richtig, sich mit der Problematik sachlich auseinanderzusetzen, doch auch Emotionen seien wichtig. „Kein Fußbreit rechtsradikalem Gedankengut in Ulm und der Region – für eine bunte Stadt“, so Glathe-Braun. Dass bezüglich der Aktionen von der Identitären Bewegung kein Aufschrei durch die Stadtgesellschaft und Politik gehe, sei unverzeihlich (siehe hierzu auch „Identitäre scheitern mit Banner-Aktion„, „Rechte Propaganda aus dem Liegestuhl“ und „Identitäre Bewegung taucht ab„). Dies sei nach Glathe-Brauns Aussage leider eine der Ulmer Spezialitäten, dieses „glattbügeln und Decke drüber“. Das dürfe es nicht geben. Man bräuchte hier klare Worte und Taten.
Parolen und klare Statements gegen Rassismus
Gegen 18.30 Uhr setzte sich ein bunter Demonstrationszug durch die Ulmer Innenstadt in Bewegung. Unter den TeilnehmerInnen waren auch Mitglieder der SPD, der Grünen, der Piratenpartei und von den Jusos sowie des Ulmer Gemeinderats. Auf den Transparenten konnte man Statements wie „Nazi-Hipster verjagen – Identitäre Bewegung zerschlagen“ oder „Pogrome verhindern bevor sie passieren!“ lesen. Auch mit Parolen wie zum Beispiel „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ und „Ob Pegida oder AfD, stoppt den Rechtsruck in der BRD“ machten die TeilnehmerInnen deutlich, dass es weder in Ulm noch sonstwo Platz für Rassismus geben dürfe.
Abschlusskundgebung auf dem Hans-und-Sophie-Scholl-Platz
Eine Rednerin der SJD – Die Falken Ulm erklärte bei der Abschlusskundgebung, Sticker mit rassistischen Sprüchen würden sich in Ulm wie eine Epidemie ausbreiten. Dies wolle man nicht zulassen. Ulm müsse bunt bleiben. Sie forderte dazu auf, gemeinsam gegen rassistische Propaganda, rechtsradikale Ansichten und menschenverachtende Einstellungen vorzugehen. Für Ihren Schlusssatz „Ulm ist die Stadt der Geschwister Scholl, von Nazis haben wir die Schnauze voll“ erntete sie lautstarke Zustimmung und langen Beifall.
Jeder Mensch ist uns willkommen
Ein Vertreter des Kollektiv 26 – Autonome Gruppe Ulm machte in seiner Rede klar, dass man mit dem Finger nicht nur auf Sachsen zeigen wolle. Auch in Süddeutschland gebe es verschiedene Gruppe von sogenannten „besorgten Bürgern“, bis hin zu offenen Faschisten. Diese würden auch im Süden den Schulterschluss suchen, wie es beispielsweise auch in Kandel zu sehen gewesen sei (wir berichteten). Dort marschierten neben der AfD auch die Identitäre Bewegung und bekannte Hooligans mit vielen anderen. Auch aus Ulm reisten Mitglieder der AfD und der Identitären nach Kandel, so der Sprecher des Kollektivs. Man rufe alle Menschen dazu auf, gegen den Rechtsruck, der mittlerweile auch etablierte Parteien erfasst habe, aktiv zu werden. „Jeder Mensch ist uns gleich viel Wert, egal welches Geschlecht oder sexuelle Orientierung, welche Hautfarbe oder ob Mensch eine Beeinträchtigung hat oder nicht. Das bedeutet, dass es uns egal ist, ob ein Mensch, zum Beispiel Geflüchtete, einen Arbeitsplatz hat oder nicht. Jeder Mensch ist uns willkommen.“
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