Von Frantisek Matous – Heidelberg. Streiktag der Pflegeberufe an den Universitätskliniken Baden-Württembergs: Am Donnerstag, 25. Januar, streikten über 1800 Beschäftigte an allen vier Standorten, nämlich Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm. Die Tarifverhandlungen zu Personal-Mindestbesetzungen an den vier Unikliniken waren am 15. Januar ohne Ergebnis verlaufen.
Aufgrund von Notdienstvereinbarungen, die eine reduzierte Besetzung wie zum Beispiel am Wochenende garantieren, mussten rund weitere 1200 Streikwillige zur Aufrechterhaltung der Patientenversorgung auf ihr Streikrecht verzichten. Sie nahmen aber größtenteils an den Kundgebungen ab Mittag in Ulm und Tübingen teil.
Im Streiklokal wurden Erfahrungen ausgetauscht
Die größte Kundgebung fand diesmal in Heidelberg statt. Dorthin reiste auch eine große Zahl Streikender aus Freiburg an. Die Auszubildenden, die nicht zum Streik aufgerufen sind, nehmen in ihrer Freizeit an den Kundgebungen teil, ebenso viele Unterstützer aus befreundeten Organisationen.
Im Streiklokal im Heidelberger Klinikum wurden Erfahrungen zwischen den Kolleginnen aus Heidelberg und den Angereisten aus Freiburg und dem Saarland ausgetauscht. In Vorahnung, dass die Verhandlungen erneut ins Stocken geraten könnten, wurden Pläne für das weitere Vorgehen geschmiedet. Die Verhandlungen mit den Arbeitgebern wurden dann tatsächlich am Freitag, 26. Januar, ohne Ergebnis auf Februar verschoben.
Organisationsgrad von 5 auf 50 Prozent gesteigert
Doch alle Anwesenden waren sich einig: „Wir geben nicht auf, auch wenn wir uns jeden Tag zu neuen Arbeitsniederlegungen treffen müssen.“ Großen Mut und Zuversicht verbreiteten vor allem die Voten der jungen Kolleginnen und Kollegen. „Man darf nicht verzagen und abwarten, man muss einfach tun, und dann stellt man, selbst beinahe überrascht, fest: Es geht doch!“
Tobenden Applaus erntete die Delegation der katholischen Marienhausklinik aus dem saarländischen Ottweiler, als sie berichtete, wie sie innerhalb kürzester Zeit den Organisationsgrad der Belegschaft von 5 Prozent auf beinahe 50 Prozent heben konnte. Durch Überzeugungsarbeit, durch Aktionen, zu denen auch ein Besuch beim zuständigen Bischof gehörte, und durch einen Streik konnten einige nicht unwesentliche Verbesserungen für das Personal erzielt werden.
Demo durchs Klinikum mit 2000 Teilnehmenden
Auch hier galt offenbar: nicht zögern, sondern tun und zwar sofort! In vielen weiteren Redebeiträgen wurde wiederholt betont, dass man sich nur auf die eigene Kraft und Solidarität verlassen und nicht darauf hoffen könne, dass die Politiker, welche vor der Wahl alle vollmundig Verbesserungen in der Pflege versprachen, tatsächlich etwas tun würden.
An Nachmittag führte dann ein Demonstrationszug von etwa 2000 Beteiligten durch das riesige Areal des Uniklinikums Heidelberg. Mit Trillerpfeifen, Musikinstrumenten und Slogans wurde die Entschlossenheit bekräftigt, für Verbesserungen in der Pflege zu kämpfen.
Gymnastik für bessere Pflege
Auch gymnastische Übungen fehlten nicht. Auf den Ruf „Wo ist die Pflege?“ wurde die passende Antwort „Auf dem Boden!“ von allen Teilnehmenden auch praktisch vollzogen, um dann auf die Frage „Was macht die Pflege?“ mit einem lauten Ruf „Aufstehen!!!“ vom Boden aufzuspringen. Vor mehreren Abteilungen des Klinikums gab es Zwischenhalte mit weiteren Redebeiträgen.
Bei der Schlusskundgebung, in der die Verhandlungsleiterin Irene Gölz über dem aktuellen Stand informierte, wurden die Gäste aus Freiburg mit Applaus verabschiedet und das gegenseitige Versprechen wiederholt, nicht nachzugeben. Denn, wie auch der DGB-Landesvorsitzende Martin Kunzmann in seiner Rede betonte: Wann sollte sich etwas ändern, wenn nicht jetzt?
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