Rostock. „Und weil der Mensch ein Mensch ist“ lautet der Titel der Installation von Oliver Herrmann und Peter Schmidt, die vom 2. bis 8. November im Rahmen der Peter-Weiss-Woche im Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock, zu sehen ist. Das Zentrum der Installation ist der verkleinerte Nachbau der Lenin-Tribüne nach einem nicht realisierten Entwurf von El Lissitzky aus dem Jahr 1920. Am Donnerstag, 2. November, um 19 Uhr startet die Peter-Weiss-Woche mit dem Vortrag und anschließendem Gespräch zur Ausstellungseröffnung.
Anstatt des Redners Lenin befindet sich auf der Plattform der Tribüne eine Art Suchscheinwerfer. Dessen Kegel irrlichtert durch den Raum und bleibt dabei immer wieder an Einzelelementen eines Wandbildes hängen. Diese setzt sich aus Motiven zusammen, die in den letzten hundert Jahren im linken kollektiven und individuellen Bewusstsein eine Rolle gespielt haben, von Hammer und Sichel über den Spanischen Bürgerkrieg, antirassistischen Protest, den Tupamaros, Hausbesetzungen bis hin zu FlüchtlingsunterstützerInnen und dem #aufschrei.
Auf der Leinwand der Tribüne werden Tagesparolen in lateinischer und kyrillischer Schrift ausgegeben, diese sind zum Beispiel ‘Kollektiv’, ‘Sozialismus’ oder ‘Fortschritt’. Immer wieder sind gepfiffene Lieder wie das Einheitsfrontlied, Sacco und Vanzetti oder Venceremos zu hören.
Die Installation konfrontiert die Vergangenheit mit der Wirklichkeit des Jahres 2017. Es wirft den Blick auf den Optimismus der Revolution und stellt dabei die Frage, ob das ‘Ende aller Utopien’ wirklich das letzte Wort sein wird.
Identität-Utopie-Kunst
Der Identitätsbegriff wird heute immer stärker von rechts besetzt, linke Identität scheint marginalisiert. Die Frage nach Identitätsfindung und die Rolle der Kunst in diesem Prozess stellt sich neu.
Identität beinhaltet eine individuelle und eine gesellschaftliche Seite, beschreibt, was das Individuum für sich selbst ausmacht und wie es sich in der Gesellschaft positioniert. Diese Sicht ist von Utopie im umfassenden Sinne begleitet, individueller und gesellschaftlicher Utopie. Kunst kann dabei eine wichtige Rolle spielen, sie ist sowohl individuell als auch gesellschaftlich, sie ist persönliche Äußerung und zeigt gleichzeitig die Gesellschaft durch das Individuum hindurch. Identität, Utopie und Kunst hängen untrennbar miteinander zusammen.
Donnerstag, 2. November, 19 Uhr, Vortrag und Gespräch zur Ausstellungseröffnung:
Identität-Utopie-Kunst.
Peter-Weiss-Haus, Doberaner Str. 21, 18057 Rostock.
Der Künstler Peter Schmidt lebt im baden-württembergischen Asperg. Im Jahr 2013 entwickelte Schmidt zusammen mit den BN-Fotojournalisten Nico und Alfred Denzinger eine Installation zum Neonazi-Brandanschlag in Winterbach.
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