Von Franziska Stier – Hamburg. „Colour the red zone“: Diese Aktion startete am Freitag, 7. Juli, um 7 Uhr. Ihr Ziel war, die Protokollrouten zum Gipfel zu blockieren. Das Aktionsbündnis kündigte an, im Geist von „Blockupy“ und „Castor schottern“ massenhaft auf die Zufahrtsstrecken des Gipfels zu drängen und sie über kreative und friedliche Massenblockaden zu blockieren. „Wir suchen dabei die politische Auseinandersetzung, aber nicht den körperlichen Angriff“, lautet der Aktionskonsens. Zumindest zum Teil ging der Plan auf. Aber eine Demonstrantin wurde von einem Polizeifahrzeug erfasst.
Gegen 7.10 Uhr bewegte sich die Demo am Freitag erst zügig, dann im Dauerlauf zum Zielpunkt an der Alster. Auf dem Weg gab es mehrere Versuche der Polizei, die Gruppe zu stoppen. Während des Dauerlaufs auf einer größeren Straße fuhr die Polizei dicht an die jungen Leute heran. So wurde die Frau vom Fahrzeug erfasst. Schreiend blieb sie am Boden liegen. Anschließend wurde Pfefferspray gegen weitere eingesetzt.
Einem Teil der AktivistInnen gelang es dennoch, die Polizeiketten zu durchfließen – trotz Demo-Verbotszone. Sie gelangten gegen 7.30 Uhr zum Blockadepunkt an der Alster. Via Megaphon ertönte die Durchsage: „Wir haben es geschafft. Wir sind auf der Protokollroute. Sie haben gesagt, das sei nicht möglich.“
„Wir sind niedlich, was seid ihr?“
Bald setzten sich die rund 300 Leute auf die Straße. Trotz Räumungsandrohung blieb die Stimmung ungebrochen gut. „Wir sind niedlich, was seid ihr?“ riefen die Demonstrierenden der Polizei schelmisch entgegen. Es blieb viel Zeit für Seifenblasen, Lieder und Megaphondurchsagen. So wurde nochmals darauf aufmerksam gemacht, dass der politische Gegner nicht die Polizei sei, sondern die Störung des Gipfelablaufs. Einen Kommentar zur unterbundenen „Welcome to hell“-Demo vom Vortag konnte sich der Sprecher nicht verkneifen „Das war unfair“.
Als die bereits angerückten PolizistInnen ihre Helme aufsetzten, konterten die AktivistInnen „You are sexy, you are cute, take off your riot suit.“ Dem folgten die PolizistInnen nicht.
Appell an Polizei fruchtete nicht
Stattdessen kam der Wasserwerfer zum Einsatz. Die BlockiererInnen packten Schirme aus, zogen Regencapes an, und während der Wasserpausen sangen sie: „Das ist nur Hamburger Wetter, das ist nur Hamburger Wetter“. Nachdem sie sich so nicht vertreiben ließen, begann die Polizei mit der Räumung und trug die Personen unter Anwendung von „Zwangsmaßnahmen“ weg.
Hierbei kam es zunächst zu heftigen Bildern. Bis schließlich ein Polizist anwies, die Leute nicht über den Boden zu schleifen. Schmerzgriffe wurden jedoch weiterhin angewandt, wenn sich die Leute weigerten, selbstständig wegzugehen. Nach über zwei Stunden war die Blockade geräumt.
Ablauf des Gipfels verzögert
Die Bilanz des Vormittags für den roten Finger: Melania Trump kam nicht zum „Partnerprogramm“ der GipfelteilnehmerInnen, denn an der Alster befand sich die Protokollroute der Trump-Delegation. Auch andere Gruppen konnten erfolgreich blockieren, sodass der Gesamtablauf des Gipfels spürbar verzögert und „die Inszenierung der Macht, die der Gipfel darstellt“, gestört wurde. Damit war das Aktionsziel des Bündnisses BlockG20 erreicht.
Der erfolgreiche Widerstand hatte auch seine Schattenseiten. Es gab an diesem Vormittag nicht nur unterhaltsame Demoslogans sondern auch viele Verletzte.
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