Von Angela Berger – Neckarwestheim. Mit einer Zeremonie starteten Hans-Josef Zimmer, Technikvorstand der EnBW, und der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) den Rückbau von Block 1 des AKW Neckarwestheim offiziell. Die Veranstaltung am 10. April war wohl nicht ganz unbeabsichtigt auf einen Montagvormittag gelegt worden. Pressevertreter mussten sich im Vorfeld akkreditieren, andere Zuschauer waren nicht eingeplant.
Dennoch versammelten sich vor dem AKW in Neckarwestheim einige Atomkraftgegner, um gegen den „Billig-Abriss zu Lasten von Mensch und Natur“ zu demonstrieren.
Das Umweltministerium erspare der EnBW enorme Kosten und weiche vom Verursacherprinzip, vom Vorsorgeprinzip und vom Strahlen-Minimierungsgebot ab. Tausende Tonnen angeblich schwach radioaktiven Materials würden unkontrolliert verteilt. Auch das sei nicht ungefährlich, sagte Herbert Würth vom Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim.
Anwohner gegen Bauschutt auf der Deponie
Unter anderem demonstrierten Mitglieder der Bürger-Interessengemeinschaft (IG) Schwieberdingen, Horrheim und Buchen am Montag vor Ort. Sie sind dagegen, dass Bauschutts auf den Abladeplätzen in ihrer Nachbarschaft deponiert wird. Stattdessen plädierten sie dafür, das strahlende Material an Ort und Stelle zu lassen. Dort könne es zentral auch besser kontrolliert werden. Wenn das Material erst einmal „freigemessen“ wurde, entfalle die Verantwortung der Atomaufsicht. Die die Folge-Risiken für den Stoffkreislauf könne noch niemand absehen.
Auch die Standortgemeinden Vaihingen/Enz und Schwieberdingen haben sich gegen die Anlieferung des Materials ausgesprochen. Die IG wies in einer Pressemitteilung auf die Verantwortung hin, die Umweltminister Franz Untersteller und Landrat Dr. Rainer Haas auf Generationen übernähmen. Zwar sei jede Stilllegung eines AKW für die Antiatombewegung grundsätzlich ein Freudentag, doch man habe völlig andere Vorstellungen vom Rückbau, so Herbert Würth.
Abriss möglichst billig trotz guter Gewinne
Alle Einwände der Antiatomverbände gegen das „Rückbau-Verfahren“ seien konsequent abgelehnt worden. Statt das Kraftwerk Neckarwestheim II schnell abzuschalten, solle Neckarwestheim I schnell und möglichst billig für die EnBW abgerissen werden. Dabei hätten die Betreiber jahrelang gut an dem Atomkraftwerk in Neckarwestheim verdient.
Der gleichzeitige Abbau bei weiterlaufendem AKW-Betrieb und die Verteilung des radioaktiven Materials in die Umwelt erhöhten das Unfallrisiko. Nun stehe auch noch der unkalkulierbare Castor-Transport des Atommülls aus Obrigheim über den Neckar nach Neckarwestheim an (siehe „Gegen Billig-Abriss des AKW Neckarwestheim„, „Kreativ gegen Castor-Transporte“ und „Castor-Transport auf dem Neckar startet holprig„).
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Neckarwestheim prüft rechtliche Schritte
Franz Untersteller erklärte zu den Castoren-Transporten auf dem Neckar in einem Radiointerview mit dem SWR: „Es ist eine gute Idee, ich selbst habe die geboren im Jahr 2006“. Die Castoren aus Obrigheim, wo der Abriss schon seit 2008 läuft, sollen in ein Zwischenlager in Neckarwestheim gebracht werden, das bis 2046 genehmigt ist. Fraglich ist, wohin der Atommüll danach transportiert werden soll. Ein sogenanntes „Endlager“ gibt es trotz jahrzehntelanger Suche immer noch nicht. An jedem Tag, an dem weiter Atommüll produziert wird, vergrößert sich dieses Problem, das wohl an weitere Generationen vererbt werden wird.
Die Gemeine Neckarwestheim prüft derzeit, ob sie rechtliche Schritte gegen die Aufnahme der Brennstäbe aus Obrigheim einlegen kann. Es scheint, als ob niemand den Atommüll, ob stark oder schwach strahlend, vor seiner Haustüre haben möchte.
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