Von Meide Wolt – Stuttgart. In Stuttgart versammelten sich am Montag, 21. November, 400 Menschen, um gegen die hohe Belastung durch Feinstaub und Stickoxide in der Stadt zu demonstrieren. Sie warfen der von den Grünen dominierten Stadtverwaltung bewusste Täuschung und eine Politik im Sinn der städtischen Industrie vor. Ihre Empfehlung: „Fahrverbote selber machen.“
„Die Luft wird besser nach so einer Demonstration“, kommentierten einige Teilnehmer den Verlauf. Die Demonstration hatte eine der Hauptverkehrsadern der Stadt über Stunden blockiert, wodurch es zu längeren Staus gekommen war. Die Bürgerinitiative Neckartor hatte unter dem Motto „Demo für giftfreie Atemluft“ zu dem Protest über die B14 zwischen der Luftmessstation Neckartor und dem Schloßplatz aufgerufen.
„Seit 11 Jahren überschreite die Messstation am Neckartor die Grenzwerte für den Feinstaub“, erklärte ein Sprecher der Bürgerinitiative Neckartor. Die Stadtverwaltung sei sich dessen bewusst, aber nicht gewillt gegen die in der Region übermächtige Automobilindustrie anzugehen. Das sei „vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge“, so der Sprecher weiter.
Initiative OK Lab wirbt für eigene Luftmessstationen
In einer verlesenen Presseerklärung des Klima- und Umweltbündnisses Stuttgart (KUS) hieß es, dass die Anzahl der Tage mit zu hohem Feinstaub größer war als die Tage, an denen tatsächlich Feinstaubalarm ausgelöst wurde. Das liege daran, weil der Alarm nur bei bestimmten Wetterlagen ausgelöst werde. Zudem würden zur Bestimmung der Luftreinheit nicht alle Schadstoffe gemessen.
Die ersten DemonstrantInnen erreichten gegen 18 Uhr die Demonstration gegen Stuttgart 21 auf dem oberen Schloßplatz und schlossen sich der Montagsdemonstration an. Dagegen waren die hinteren TeilnehmerInnen weit zurückgefallen und noch auf der Konrad-Adenauer-Straße vor dem Charlottenplatz unterwegs. In aller Ruhe machten sie mit Schildern, Rufen und Transparenten die AutofahrerInnen auf der anderen Fahrbahnseite auf die giftige Luft aufmerksam, was sowohl mit zustimmenden Rufen als auch Beleidigungen beantwortet wurde.
Polizeibeamte bedrängen DemonstrantInnen
Die PolizeibeamtInnen am Ende der Demonstration bedrängten durchgehend die TeilnehmerInnen bei der Wahrnehmung ihres Demonstrationsrechts. Zwei Beamtinnen amüsierten sich ausgelassen über die zweiminütigen Beleidigungen eines in einer Seitenstraße stehenden Motorradfahrers. Eine Kette aus BeamtInnen versuchte die hinteren TeilnehmerInnen immer wieder vorwärts zu schieben. Ein Beamter, der ständig von hinten gegen das Fahrrad eines Demonstrationsteilnehmers lief, bedrängte diesen. Er habe keine Lust mehr andauernd sein „scheiß“ Fahrrad zwischen den Beinen zu haben.
„Haltet durch, wir holen euch da raus“, rief der Anmelder einigen AnwohnerInnen zu, die direkt an der B14 neben der Messtation am Neckartor wohnen und die vorbeiführende Demonstration beobachteten. „Aber so lange kommt runter und demonstriert mit uns“.
Das KUS lädt für Donnerstag, 24. November, zur Veranstaltung „Schadstoffarmes Stuttgart, statt Feinstaubhauptstadt – das ist möglich!“ im Wüttembergischen Kunstverein Stuttgart (Schlossplatz 2). Beginn ist um 19 Uhr.
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