Kommentar von Angela Berger – Berlin. 250 000 Menschen demonstrierten am Samstag, 10. Oktober, in Berlin gegen TTIP. Es sollen auch einige Nazis, Identitäre und Faschisten dabei gewesen sein – ebenso Pegida-Chef Lutz Bachmann. Ein gefundenes Fressen für „Spiegel“- Reporter Alexander Neubacher.
Er nimmt das Mitlaufen der Rechten zum Anlass, in einer „Polemik“ das ganze Demo-Bündnis mitsamt seinem Anliegen zu verdammen. Die Kampagne gegen TTIP sei „wie auf dem braunen Mist gewachsen„. „Nun ist nicht jede politische Initiative automatisch falsch, nur weil sie von den falschen Leuten beklatscht wird“, räumt der Autor gnädig ein. Und versteigt sich zu folgender Behauptung: „Bei den TTIP-Protesten sind die Rechten nicht Mitläufer, sondern heimliche Anführer. Die Geisteshaltung vieler Anti-TTIP-Aktivisten ist im Kern eine dumpf nationalistische. Offene Grenzen sind ihnen einen Gräuel, ob es nun um Menschen oder um Handelsbeziehungen geht.“
Wie bitte? „Heimliche Anführer?“ – Nun, Herr Neubacher, wir können uns nicht immer aussuchen, von wem wir beklatscht werden. Aber den DemonstrantInnen in Berlin nun Antiamerikanismus und Nationalismus vorzuwerfen, ist schlichtweg eine Frechheit. Diesen Protest so zu diskreditieren, zeugt von einem schlichten Gemüt. Im besten Fall kann ich als Mitdemonstrantin Ihnen vorwerfen, keine Ahnung zu haben.
Rechte Vereinnahmungsversuche müssen gestoppt werden
Auf der anderen Seite sollten wir Herrn Neubacher dankbar sein für dieses Thema. Denn landauf, landab finden sich immer wieder Faschisten selbst bei Demonstrationen, die bisher kein „Naziacker“ waren. Um Stimmen zu fangen, stellen sich Rechte hinter jede Bürgerbewegung und hinter jeden wichtigen Protest. Ob Tierschutz, Kinderschutz, Stuttgart 21 oder jetzt eben TTIP – Nazis kapern alle möglichen Themen, um Menschen zu ködern.
Die Frage ist, wie lange wir zuschauen, wenn sie für sich Themen vereinnahmen und damit wichtige Protestbewegungen zerstören oder entzweien. Oder wäre ein konsequentes Ausgrenzen und Entfernen der Faschisten und Rechtspopulisten aus der Demo möglich gewesen? Es wäre an der Zeit. Wir sollten den Rattenfängern nicht das Feld überlassen.
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