Von Julian Rettig – Karlsruhe. Den ganzen Abend über gab es am Montag, 23. März, in der Karlsruher Innenstadt Proteste gegen Kargida, den örtlichen Ableger von Pegida. Die Veranstalter der Gegenproteste sprachen von bis zu 800 Teilnehmern, die Polizei schrieb in ihrer Mitteilung von 350. Währenddessen liefen die etwa 200 Anhänger von Kargida durch die fast leere Amalienstraße bis zum Kaiserplatz und drehen dort um. Zu Auseinandersetzungen wie in der Vergangenheit kam es nicht. Dennoch nahm die Polizei zwei Menschen fest.
Bereits einige Stunden vor Kargida fanden sich erste Demonstranten auf dem Stephanplatz ein und stimmten sich gegen deren Aufmarsch ein. Als diese erste Gegenkundgebung am frühen Montagabend aufgelöst wurde, blieben die TeilnehmerInnen jedoch noch einige Zeit an Ort und Stelle. Nach erfolglosen Verhandlungsversuchen mit dem Ordnungsamt und der Polizei verließen sie langsam den Platz.
Für die Kargida-Anhänger hieß das, dass sie mit den Vorbereitungen für ihre Auftaktkundgebung nur verspätet anfangen konnten. Im weiteren Verlauf des Abends riegelte die Polizei den Stephanplatz mit Hamburger-Gittern, Flutlichtern, mehreren Hundertschaften und Beamten in Zivil ab.
Der Lärm drang bis zur Kundgebung der Rechten
Vor der Absperrung sammelten sich nach und nach die GegendemonstrantInnen. Um halb acht endete auf dem Europaplatz auch die zweite Gegenkundgebung, und die Menge wuchs auf mehrere hundert Menschen an. Mit Parolen, Trillerpfeifen und einem kleinen Soundsystem machten sie genügend Lärm, um 50 Meter weiter auf der Kundgebung der Kargida gehört zu werden.
Am Rande kam es zu kleineren Tumulten, als Anhänger von Kargida an den Gegendemonstranten vorbei zu ihrer Kundgebung liefen, die Polizei über die Gitter kletterte und sich in Menge hinein bewegte. Verletzt oder festgenommen wurde in diesen Momenten augenscheinlich niemand.
Kargida setzt Nazis und Antifa gleich
Hinter der Absperrung befanden sich zu diesem Zeitpunkt deutlich weniger Kargida-Anhänger. Etwa 200 waren es. Die Menge zelebrierte ihren lieb gewonnenen Slogan „Lügen-Presse“ oder rief Parolen gegen Nazis und gegen Antifas. Ein Redner stellte später klar, dass er mit den beiden Parolen das selbe meine, weil seiner Auffassung nach „Antifa-Terroristen die wahren Nazis“ seien.
Nach etwa 45 Minuten Kundgebung formierten sich die Kargida-Anhänger zu einem Aufzug und zogen durch die fast leere Amalienstraße. Gleichzeitig eilten die GegendemonstrantInnen parallel über die Kaiserstraße und empfingen den Aufzug am Kaiserplatz erneut mit lauten Rufen. Nach kurzem Aufenthalt bewegten sich beide Seiten zurück zur Auftaktkundgebung – immer begleitet von behelmten Polizisten.
Spontandemo der Kargida-GegnerInnen
Während für Kargida an dieser Stelle die Heimreise anstand, machten sich die GegendemonstrantInnen mit einer Spontandemo quer durch die Stadt auf den Weg in Richtung Hauptbahnhof. Auf dem Bahnhofsvorplatz zog die Polizei noch eine Person aus der Menge und nahm sie fest. Außerdem berichten Demonstranten von einer zweiten Festnahme. Die Gründe sind uns nicht eindeutig klar, sollen aber mit den Protesten im Zusammenhang stehen.
Die Polizei schreibt über ihren Gesamteinsatz: „Dank der erneut konsequenten Separierung der PEGIDA-Teilnehmer […] ging das Konzept der Polizei auf“ während das Antifaschistische Aktionsbündnis Karlsruhe „in diesem Zusammenhang […] auch das martialische, beinahe militärische Polizeiaufgebot kritisiert“ und der Polizei vorwirft „immer wieder einzelne Teilnehmer der Protestkundgebung [zu] bedräng[en] und provozier[en]“.
Hier geht es zu unseren früheren Berichte über die Aufmärsche von Kargida.
Folge uns!