Von Colin Derks – Karlsruhe. Erstmals demonstrierte am Dienstag, 24. Februar, in Karlsruhe KARGIDA, ein lokaler Ableger der PEGIDA („Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“). Rund 200 überwiegend rechte Hooligans und ein paar wenige sich selbst so nennende „besorgte Bürger“ kamen am frühen Abend auf dem Stephanplatz zusammen und zogen nach einer Kundgebung in einem massiven Polizei-Wanderkessel und mit teils wirren Parolen durch die Karlsruher Innenstadt. Rund 800 GegnerInnen der Rechten protestierten.
Die Stimmung unter den KARGIDA-Demonstranten war angespannt. Sie heizte sich immer mehr auf, wohl auch wegen der seitlichen, lautstarken Begleitung der GegendemonstrantInnen.
„Wir sind das Volk“, „Antifa Hurensöhne“ und „Lügenpresse“ waren an diesem Abend die meist gerufenen Parolen der Rechten. Gänzlich absurd wurde das Ganze aber, als die Teilnehmer der KARGIDA-Demo den Hooligan-„Schlachtruf“ „Ahu! Ahu! Ahu!“, gefolgt von der Parole „Nazis raus“ anstimmten.
Gegenprotest in Sicht- und Hörweite
Bis zu 800 GegendemonstrantIinnen hatten sich auf vier Kundgebungen im Stadtgebiet versammelt. Es kam zu ersten Scharmützeln, als etwa 100 AntifaschistInnen zu Beginn der KARGIDA-Kundgebung zu dieser durchzubrechen versuchten. Sie wurden von der Polizei gestoppt.
Immer wieder versuchten große Gruppen von GegendemonstrantInnen, auf die Route der Rechten zu gelangen und Sitzblockaden zu errichten. Dabei kam es teilweise zu Zusammenstößen mit BFE-Einheiten der Polizei, die Schlagstöcke und Pfefferspray einsetzten.
Böller und brüllende Polizisten
Zwar hatte die Polizei einen Großteil der Demoroute mit Fahrzeugsperren abgeriegelt. Doch wegen dem entschlossenen, unnachgiebigen Vorgehen der GegendemonstrantInnen musste die Polizei ihre Taktik ändern. An der Kreuzung Herrengasse/Zirkel wurde es kurzzeitig brenzlig.
Böller und eine Rauchbombe wurden in Richtung der Rechten geworfen, nur wenige Meter trennten diese von den GegendemonstrantInnen. BFE-Einheiten stürmten immer wieder brüllend in Seitenstraßen, um Gegendemonstranten zu verjagen.
GegendemonstrantInnen brachen immer wieder durch
Die kurze Abschlusskundgebung von KARGIDA fand auf dem Schlossplatz statt, eingekreist von einer Wagenburg an Polizeifahrzeugen und im grellen Scheinwerferlicht. Am Rande durchbrachen im Schutz der Dunkelheit immer wieder mehrere hundert GegendemonstrantInnen Polizeiketten und versuchten, in die Nähe der Abschlusskundgebung zu gelangen. Die eingesetzten Polizeikräfte waren sichtlich überfordert und wurden nur durch den massiven Einsatz von Schlagstöcken wieder einigermaßen Herr der Lage.
Schweigend traten die rechten Hooligans den Rückweg an, begleitet von vielen hundert GegendemonstrantInnen, die durch Seiten- und Parallelstraßen immer wieder bis auf wenige Meter herankamen und lautstark ihren Protest äußerten.
Hooligans im Polizeikessel
Dies überforderte die Polizeiführung wohl so sehr, dass sie in der Fußgängerzone und Haupteinkaufsstraße Kaiserstraße gänzlich auf ein durchgehendes Seitenspalier verzichtete, was einen Teil der rechten Hooligans dazu einlud, am Europaplatz seitlich auszubrechen und in Richtung der GegendemonstrantInnen zu stürmen, was für sie in einem Kessel endete.
Zwar konnte die erste KARGIDA-Demonstration durch die Karlsruher Innenstadt laufen, doch entschlossener und massiver Gegenprotest änderte ihre geplante Route und versaute den Rechten durch die ständige laute Anwesenheit erkennbar die Stimmung.
Für Dienstag, den 3. März 2015, mobilisiert KARGIDA inzwischen zu einer zweiten Auflage.
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