Kommentar von C. D. – Freiburg. Bis zu 20 000 Menschen gingen am Freitag, 23. Januar, in Freiburg gegen „Pegida“ (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlands) auf die Straße. Angemeldet wurde die Demo von einer Einzelperson, mobilisiert wurde vor allem über soziale Netzwerke und die Lokalpresse. Mit einer so hohen Teilnehmerzahl hatte wohl niemand gerechnet. In dieser Hinsicht kann man durchaus von einem Erfolg sprechen. Aber die Veranstaltung hatte auch einen faden Beigeschmack.
Es gibt bis heute keinen inhaltlichen Aufruftext, aus welchem hervorgeht, warum und gegen was beziehungsweise für was eigentlich demonstriert werden sollte. Auf der offiziellen Facebook-Veranstaltungsseite, über die die Hauptmobilisierung lief, wurde viel lieber über die Farbe der Luftballons debattiert und vom Veranstalter darauf hingewiesen, dass man doch bitte mit den berühmten Freiburger „Bächle“ aufpassen soll, um sich nicht zu verletzen (sic!). Man muss eben Prioritäten setzen.
In der Kommentarspalte der Veranstaltung wurde zum einen von mehreren Nutzern zum Dialog mit „Pegida“ aufgerufen, aber es wurden auch fleißig Videos von „KenFM“- besser bekannt als antisemitischer und verschwörungstheoretischer Wahnwichtel – geteilt.
Außer dem OB und dem Rektor durfte niemand sprechen
Dieser erste bittere Beigeschmack entwickelte sich schon zu Beginn der Demo zu einem leichten Brechreiz. Auf verschiedenen Plakaten und Transparenten wurde betont, wie weltoffen, bunt und tolerant die Stadt und vor allem auch Deutschland in Wirklichkeit seien.
Als einzige Redner der Demo wurden OB Dieter Salomon (Die Grünen) und Uni-Rektor Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer zugelassen. Redebeiträge von Flüchtlingsorganisationen oder Betroffenen gab es nicht, sie wurden vom Veranstalter – vielleicht auch auf Anraten der Polizeiführung – schlicht nicht zugelassen. Spätestens hier wurde klar, dass es eben nicht um Betroffene geht, oder darum, für diese Menschen ein menschenwürdiges Leben zu schaffen, sondern einzig um Lippenbekenntnisse und die Selbstbeweihräucherung als „offene, tolerante, bunte“ Stadt.
Gerade erst Abschiebung eine Familie nach Serbien
Erst am Dienstagmorgen wurde eine junge Frau mit ihren sechs teils kranken Kindern überraschend aus Freiburg nach Serbien abgeschoben. Der grüne Ministerpräsident Kretschmann stimmte vor kurzem im Bundesrat für die Einstufung Serbiens als sicheres Herkunftsland. Mit seiner Gegenstimme hätte diese Einstufung kippen können. Auf der anschließenden Demonstration gegen diese Abschiebung erschienen übrigens nur wenige hundert Menschen.
So war es auch nicht verwunderlich, dass Abschiebegegner und Flüchtlingsinitiativen die Anti-„Pegida“-Demo nutzten, um ihre Kritik an staatlicher Abschiebepraxis im Allgemeinen und der grünen Heuchelei zu äußern.
Kritiker wurden von der Polizei weggedrängt
Während OB Salomon in seiner Rede immer wieder betonen musste, wie toll das hier in Freiburg alles sei und wie wichtig Meinungsfreiheit, Toleranz und Weltoffenheit seien, wurden seine Kritiker, welche sich mit „Heuchler“-Schildern hinter ihm postierten von Polizeikräften weggedrängt und der Demo verwiesen. Anschließend wurde dann auch noch zum Dialog mit „Pegida“ aufgerufen und betont, man müsse „die Sorgen dieser Menschen ernst nehmen“. Spätestens hier entwickelte sich der Brechreiz zum Kotzstrahl.
Wo die Farbe von Luftballons, das ständige Betonen der Offenheit Deutschlands und der Dialog mit fremdenfeindlichen, reaktionären und offen rassistisch auftretenden „Wutbürgern“, die für rationale Argumente nicht zugänglich sind, wichtiger sind als eine klare Positionierung gegen staatlichen und alltäglichen Rassismus, läuft etwas gehörig schief.
Aber wenigstens wurden Ruf und Ehre von Stadt und Nation gerettet.
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